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Krieg in Oberhessen  oder  "Ukraine ist überall"

Im Hinblick auf die in der kürzlichen Vergangenheit, sowohl von der Stadt Schlitz,
als auch von der Gemeinde Wartenberg ausgesprochenen Absichtserklärungen, sich
verwaltungsmäßig aus dem Vogelsbergkreis auszuklinken um sich dem Landkreis
Fulda anzuschließen, haben Mitarbeiter des lokalen Satire-Magazins "Triton"
eine hochinteressante Entdeckung gemacht.

Von vielen unbemerkt arbeitet der Lauterbacher Schriftsteller Heuler  bereits eifig an
seinem neuesten Werk. Unter dem Titel "Nacht über dem Vogelsberg" schildert er im
nun vierten Teil seiner Trilogie "Buch-Onania" in erschreckend deutlicher Art und Weise
das dramatische Bürgerkriegs-Szenario, welches stattgefunden hätte, wenn die Kommunen
Schlitz und Wartenberg nicht in letzter Minute von ihrem Vorhaben abgelassen hätten,
den Kreis zu wechseln. Oder ob sie das Vorhaben vielleicht doch noch realisieren wollen?
So würde es ablaufen :

Die Stadt Schlitz und die Gemeinde Wartenberg sind fest entschlossen, in den Landkreis
Fulda zu wechseln. Die Verwirklichung steht kurz bevor, der Vogelsbergkreis muss reagieren.

Landrat Görig (SPD) der leider über keine eigenen Kampftruppen verfügt, befiehlt in seiner
Verzweiflung dem Lauterbacher Bürgermeister R.-H. Vollmöller (CDU) sich sofort etwas einfallen
zu lassen  um dies zu verhindern. Getreu dem Motto "Keiner kann's wie Rainer-Hans" befiehlt
Schlitz-Ohr Vollmöller wiederum den in Sachen Rathausstürmung probaten Garden des
Lauterbacher Carnevalvereins (LCV) und des Turner-Maskenballs (TUMABA) unmittelbar und
im Narhallamarsch nach Schlitz sowie nach Angersbach zu marschieren, um die dortigen
Bürgermeister gefangen zu nehmen, die Rathäuser zu besetzen und die leeren Kassen zu
verwalten. Was infolge des Überraschungseffektes auch gelingt.  - Also quasi wie immer.

Kenner der Region, wie der Ethnologe Prof. Quakelbein, vermuten öffentlich, dass es bei
diesen Auseinandersetzungen wie üblich in erster Linie um Bodenschätze geht - die Regierung
des Landkreises Fulda wolle sich die Silberminen in den Wäldern nahe des Schlitzer Ortsteils
Queck unter den Nagel reißen, um ihrer maroden Thermometerindustrie auf die lahmen Beine
zu helfen. Solche Vermutungen werden aus Fulda sofort dementiert. - Also quasi wie immer.
Während die beiden Bürgermeister Schäfer und Dahlmann unter Hausarrest stehen,
beobachten der Landrat zusammen mit dem Bürgermeister sowie mehreren Mitarbeitern
seiner besten und kompetentesten, aber auch einzigen Lokalzeitung, das weitere Geschehen
aus sicherer Entfernung mit Ferngläsern vom Hainigturm aus.

Derweil formiert sich bei den überraschten Möchtegern-Abtrünnigen bereits der bewaffnete
Widerstand. Zunächst verbünden sich die beiden Kommunen u. errichten eine zentrale
Kommandoleitstelle in Bad Salzschlirf (Eisdiele). In Schlitz versammeln sich Trachtentruppen
sowie Kümmel- und Doppelkornschützen vor der Hinter- und hinter der Vorderburg.

Auf der Burgruine bei Angersbach, vereinen sich Landenhäuser Landser und berittene
Kavallerie mit Angersbacher Rewe-Reservisten, Oval-Aposteln und zu allem entschlossen-
en Zeppe-Zivilisten, um ihr Rathaus wieder aus der Hand der Lauterbacher Besetzer zu be-
freien. Aber wegen den völlig veralteten Konfettikanonen sowie den von der Bundeswehr
ausgeborgten Gewehren G 36 erweist sich dies als ein hoffnungsloses Unterfangen! Auch
die Schlitzer bleiben erfolglos im Kampf um ihr Rathaus und fordern sofort Verstärkung
aus Fulda an.

Noch am selben Abend treffen sich sämtliche Fuldaer Kampfgarden (FKG) von "Nordend"
bis "Südend", über "Florengässer Brunnenzeche" und "Wolkenkratzer" bis hin zum
"Türkenbund" in Lüdermünd und bei Müs, um dann im Morgengrauen, und ohne die Antwort
auf die obligatorische Frage "Wolle mer se roilasse ?" abzuwarten, aber dafür mit einem ent-
schlossenen "Föllsch Foll, hinein!" auf den Lippen, die Kreisgrenzen zu überschreiten und in
den Vogelbergkreis einzumarschieren.  Und noch nicht einmal in Hemmen (!) gelingt es sie
aufzuhalten. - stattdessen wird die "Seeburg" bei Hartershausen zum zweiten Mal in ihrer
Geschichte geschleift und sieht nun nur noch aus wie ein hohler Backenzahn.

In Schlitz und Angersbach angekommen, fordern die FKG die Vollmöller'schen Truppen
auf, die beiden Bürgermeister  sofort freizulassen und die besetzten Rathäuser freiwillig
zu räumen um ein sinnloses Blutvergießen zu vermeiden. Was diese Narren aber
prompt ablehnen!

Daraufhin drohen die Fuldaer sich ein Audienz beim Papst zu verschaffen um ihm über
die Vorfälle zu berichten. Derselbe werde dann römische Legionen, Schweizer Garden,
Söldner und Missionare bis hin zu Vatikan-Veteranen in den Vogelsberg schicken, um
den gesamten Rest des Landkreises dann gleich auch noch zu katholisieren.

Da verlassen die Garden von TUMABA und LCV mit fliegenden Fahnen und zu Berge
stehenden Haaren fluchtartig die Rathäuser um in ungeordneter Formation zurück nach
Lauterbach zu rennen, wo sie sich heute nur noch einmal im Jahr an die Öffentlichkeit
trauen.

Nur kurze Zeit später werden bereits die Landkarten geändert und Autonummernschild-
Prägebetriebe schießen wie Pilze aus dem Boden.

Sich das alles hilflos mit ansehen müssend, stürzt sich Landrat Görig zu guter letzt
freiwillig vom Hainigturm und bleibt vermutlich das einzige Opfer in diesem grausamen
und einmaligen Bürgerkrieg! Schlitz und Wartenberg werden dem Landkreis Fulda ein-
verleibt, ein neuer Bürgermeister namens Fingerhut in Angersbach eingesetzt, die Lage
bleibt gespannt - aber immerhin: niemand beabsichtigt, eine Mauer zu errichten.

Aus den Krisengebieten berichtete Gretchen Russelos

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